DE/470713 - Brief an Raja Mohendra Pratap geschrieben aus Cawnpore


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Camp: Newatiya House
56/57, Satranji Mohal, Cawnpore D/12/7/47 (ed: 13.Juli 1947)
von: -
Abhay Charan De
Herausgeber und Gründer "Back to Godhead"
Nr.6, Sitakanto Banerjee Lane, Kalkutta.
an:
Raja Mohendra Pratap
World Federation
Prem MohaVidyalaya
P.O. Brindaban.

Lieber Raja Sahib,

in Fortsetzung meiner letzten Postkarte möchte ich Ihnen mitteilen, dass ich die Lektüre Ihres Buches „Religion der Liebe“ beendet habe. Meiner Meinung nach basiert die gesamte These auf der Philosophie des Pantheismus und der Hauptansatz ist Dienst an der Menschheit. Religion der Liebe ist die wahre Idee der Religion, aber wenn der Zugang nur durch Dienst an der Menschheit erfolgt, wird der Prozess unvollkommen, einseitig und unwissenschaftlich ausgeführt.

Wenn Sie sagen, die Wogen der Schöpfungen seien ihre unterschiedlichen Erscheinungen, warum sollte dann nur eine bestimmte Art von Wogen, namentlich die Menschheit, ausgewählt und nur ihr Dienste dargebracht werden, und warum sollte dann nicht auch anderen Arten wie den Tieren oder Vögeln, den Pflanzen und dem Stein eine ähnliche Art von Diensten dargebracht werden? Wie kann man dann sagen, dass die Verehrung eines Steins sündig ist, während ein Mann, der mehr als ein Stein ist, als Objekt der Liebe betrachtet wird? Dies sind einige der Fragen, die sich aus einer kritischen Studie Ihres Buches ergeben.

Wenn Sie es wünschen, kann ich hierzu in Diskussionen einsteigen. Ich bin der Meinung, dass Ihr Ansatz nur einseitig und unwissenschaftlich ist. Es gibt kein Zögern dafür, das Prinzip der Religion der Liebe anzunehmen, denn die Absolute Wahrheit ist, wie wir wissen, Gott, der Sat, Chit und Ananda ist. Ohne Ananda kann es keine Liebe geben, das ist eine anerkannte Tatsache. Ihre Beschreibung von Gesellschaft, Freundschaft und Liebe unter den Menschen basiert auf diesem Ananda-Aspekt. Sie haben jedoch die anderen Aspekte der Ewigkeit und der Erkenntnis Gottes, als die Ganze Seele gemieden. Diese Herangehensweise ist daher unvollständig und unwissenschaftlich. Die wahre Religion der Liebe wird auf perfekte Weise in der Bhagavad-gītā verkündet. Wenn wir von Liebe sprechen, muss es sowohl das Objekt der Liebe als auch den Liebenden geben. Hier in dieser Welt stellen wir fest, dass beide, das Objekt der Liebe und der Liebende, beim Umgang miteinander der Betrogene und der Betrüger sind. Das ist unsere Erfahrung. Wenn es letzten Endes jedoch nur eine Ganze Seele gibt, verliert die zweifache Existenz vom Liebenden und dem Geliebten ihre Bedeutung. In diesem Fall verschwinden mit einem mal Ewigkeit und Erkennbarkeit vom Geliebten und Liebenden. Auf diese Weise ergeben sich viele Fragen, die Ihnen, um Ihre Vorstellungen von Religion anzupassen, für weitere Diskussionen vorgeschlagen werden könnten.

Außerdem haben Sie keine Autorität für alle Ihre Aussagen angegeben. Es ist also mehr oder weniger dogmatisch. Wenn verschiedene Männer unterschiedliche dogmatische Ansichten über die Religion und ihre Wesensmerkmale vertreten, wer soll dann akzeptiert werden und wer nicht? Daher sollte und muss die Herangehensweise verbindlich, wissenschaftlich und universell sein. Ihre Erklärungen entsprechen nicht all diesen Notwendigkeiten. Das ist mein Haupteinwand. Wenn Sie Zeit haben, darüber zu diskutieren, wäre es mir eine Freude meine Argumente so weit wie möglich zu untermauern. Meine Argumentationsbasis wird die Bhagavad-gītā sein, die höchst autoritativ, wissenschaftlich und universell ist.

Um die Schlussfolgerungen der Bhagavad-gītā zusammenzufassen, kann man sagen,

1) Gott ist eins und alles ist in Ihm und Er ist in allem.

2) Transzendentalen Dienst für Gott zu erbringen, bedeutet, allem zu dienen, was ist, genau wie das Bewässern der Wurzel eines Baumes auch die verschiedenen Zweige und zahlreichen Blätter des Baumes bewässert oder wie dem Magen Nahrung zuzuführen bedeutet, damit alle Sinne und Sinnesorgane des Körpers zu beleben.

3) Den Teilen wird automatisch gedient, wenn dem Ganzen gedient wird, aber wenn den Teilen gedient wird, wird dem Ganzen möglicherweise nicht oder überhaupt nicht gedient.

4) Da die Teile und das Ganze ewig miteinander verbunden sind, ist es die ewige Pflicht der Teile, dem Ganzen Dienst zu leisten.

5) Ein Empfänger der Dienste der Teile ist Gottes „Satchitananda“-Vigraha, d. h. die allanziehend bewusste und allglückselige, ewige Persönlichkeit. Um durch die begrenzte Kraft der Teile erkannt zu werden, kann Er sich durch seine eigene Kraft offenbaren, ohne dabei von der äußeren Kraft, die Maya genannt wird, unterstützt zu werden. Das ist Sein Vorrecht.

6) Er wird besser erkannt, wenn Er durch Seine grundlose Barmherzigkeit einwilligt, in diese sterbliche Welt hinabzusteigen, aber Er wird niemals durch die einseitigen Spekulationen der empirischen Philosophen erkannt, wie systematisch und lang diese auch sein mögen.

7) Śrī Kṛṣṇa ist die Persönlichkeit Gottes und ist das Summum Bonum, die Ursache aller Ursachen, durch Fakten und Zahlen in der Aussage der Bhagavad-gītā belegt, aber Er behält sich das Recht vor, den sinnlichen Spekulationen der empirischen Philosophen nicht zu ausgesetzt zu sein.

8) Man sollte sich daher Ihm ergeben, wenn man Ihn so verstehen will wie Er ist, und das ist der wahre Prozess für die unendlich winzigen Teilchen, das Unendliche zu erreichen.

9) Śrī Kṛṣṇa ist leicht zugänglich durch die Religion der Liebe, d. h. durch Liebe und Dienst, so wie es von den Mädchen von Braja verstanden wurde, die praktisch keinerlei Bildung und noch weniger einen Anspruch auf ein höheres Geburtsrecht hatten.

10) Der höchste Dienst, der für die Menschheit geleistet werden kann, besteht daher darin, die Philosophie und Religion der Bhagavad-gītā zu allen Zeiten, an allen Orten und zu allen Menschen zu predigen.

Ich hoffe, Sie können mir zustimmen und in dieser Richtung eine gemeinsame Bemühung zum Wohl der Menschheit unternehmen.

Mit freundlichen Grüßen,

[unterschrieben]

Abhay Charan De.

an: Raja Mohendra Pratap World Federation Prem MohaVidyalaya P.O. Brindaban