DE/BG 6.34
VERS 34
- चञ्चलं हि मनः कृष्ण प्रमाथि बलवद् दृढम् ।
- तस्याहं निग्रहं मन्ये वायोरिव सुदुष्करम् ॥३४॥
- cañcalaṁ hi manaḥ kṛṣṇa
- pramāthi balavad dṛḍham
- tasyāhaṁ nigrahaṁ manye
- vāyor iva su-duṣkaram
SYNONYME
cañcalam — flatterhaft; hi — gewiß; manaḥ — Geist; kṛṣṇa — o Kṛṣṇa; pramāthi — erregend; bala-vat — kraftvoll; dṛḍham — widerspenstig; tasya — sein; aham — ich; nigraham — bezwingend; manye — ich glaube; vāyoḥ — des Windes; iva — wie; su-duṣkaram — schwierig.
ÜBERSETZUNG
Denn der Geist ist ruhelos, stürmisch, widerspenstig und sehr stark, o Kṛṣṇa, und ihn zu bezwingen erscheint mir schwieriger, als den Wind zu beherrschen.
ERLÄUTERUNG
Der Geist ist so stark und widerspenstig, daß er manchmal die Intelligenz überwältigt, obwohl er eigentlich der Intelligenz untergeordnet sein sollte. Für einen Menschen, der mit den vielen Widerständen des Alltagslebens zu kämpfen hat, ist es zweifellos sehr schwierig, den Geist zu beherrschen. Man kann zwar künstlich versuchen, gegenüber Freund und Feind Gleichmut zu bewahren, doch letzten Endes ist kein weltlicher Mensch dazu in der Lage, da dies schwieriger ist, als den stürmenden Wind zu beherrschen. In den vedischen Schriften (Kaṭha Upaniṣad 1.3.3–4) heißt es:
- ātmānaṁ rathinaṁ viddhi
- śarīraṁ ratham eva ca
- buddhiṁ tu sārathiṁ viddhi
- manaḥ pragraham eva ca
- indriyāṇi hayān āhur
- viṣayāṁs teṣu go-carān
- ātmendriya-mano-yuktaṁ
- bhoktety āhur manīṣiṇaḥ
„Das Individuum ist der Reisende im Wagen des materiellen Körpers, und die Intelligenz ist der Fahrer. Der Geist ist der Zügel, und die Sinne sind die Pferde. Auf diese Weise ist das Selbst in Gemeinschaft mit dem Geist und den Sinnen entweder der Genießende oder der Leidende. So wird es von den großen Denkern beschrieben.“
Eigentlich sollte die Intelligenz den Geist führen, doch der Geist ist so stark und widerspenstig, daß er die Intelligenz oft überwältigt, genauso wie eine akute Infektion die Wirksamkeit einer Medizin besiegt. Weil der Geist so stark ist, sollte er durch den Vorgang des yoga beherrscht werden. Doch dieser yoga ist für einen Menschen mit weltlichen Pflichten, wie Arjuna es war, nicht praktisch, und schon gar nicht für den modernen Menschen. Der in diesem Vers gebrauchte Vergleich ist sehr zutreffend: Es ist unmöglich, den Wind einzufangen. Und noch schwieriger ist es, den stürmischen Geist zu beherrschen. Der einfachste Weg, den Geist zu beherrschen, ist das demütige Chanten von Hare Kṛṣṇa, dem großen mantra der Befreiung, wie es von Śrī Caitanya empfohlen wurde. Die vorgeschriebene Methode lautet: sa vai manaḥ kṛṣṇa-padāravindayoḥ. Man muß seinen Geist völlig mit Kṛṣṇa beschäftigen. Nur dann wird es keine anderen Beschäftigungen mehr geben, die den Geist aufwühlen könnten.